Abdirahmans´s Flucht nach Deutschland
18|Jul
„@uf der Flucht!“
Idee, Zielsetzung und Konzeption
Was hatte uns zu der Durchführung dieses Medienprojekts bewegt
Wie lässt sich die Menschlichkeit, die Offenheit unserer heutigen Gesellschaft angesichts der zunehmenden Politikverdrossenheit und des Rechtsrucks in der Gesellschaft auf Dauer aufrechterhalten? Wie soll es weitergehen? Momentan sprechen viele über Flüchtlinge, doch kommen die Flüchtlinge selbst fast nie zu Wort. Hier setzte unser Projekt an:
Die Teilnehmer*innen des Workshops sollten für das Thema Flucht sensibilisiert werden. Warum verlassen Menschen ihre Heimat, warum begeben sich Menschen auf den gefährlichen Weg nach Europa?
Aus einem vorgangeganenen Projekt (Angekommen, aber wie?) erklärte sich ein junger Geflüchteter bereit an dem Medienprojekt teilzunehmen. Er stand in erster Linie für Fragen der Jugendlichen zur Verfügung und für die Interviews die im Laufe des Projektes entstanden sind.
Jugendliche unbegleitete Flüchtlinge werden in Interviews über die Umstände ihrer Flucht berichten. Dazu erzählen sie in dem Film zum einen etwas über ihren Fluchtweg, zum anderen ganz Persönliches über ihre eigene Situation und ihre alltäglichen Erlebnisse. Unter anderem sollte das Projekt einer breiten Öffentlichkeit die Hintergründe, die zu einem Verlassen der Heimat führten, aufzeigen.
Welche Ziele bzw. Kompetenzen wollten wir den
Kindern/Jugendlichen vermitteln
Medien sind ein fester Bestandteil vieler Lebensbereiche von jungen Menschen. Durch die Nutzung werden Kinder schon früh medial beeinflusst und geprägt, ob durch den Fernseher im familiären Alltag, das Internet in der Schule und in Freizeiteinrichtungen, den PC im Jugendzimmer, das Smartphone oder die Spielkonsolen. Keine andere Generation hatte mehr Medien zur Verfügung wie die Kinder und Jugendlichen von heute. Diese Medien nehmen auf die Kommunikation, die Sicht der Welt, die Informationsgewinnung, das Lernen und die Identitätsbildung Einfluss. Nur wer selbstbewusst und kreativ aber auch kritisch, mit den vielfältigen Möglichkeiten umgeht ist auch in der Lage, die Risiken und Chancen kompetent einzuschätzen.
Wir wollten die Kinder anregen sich mit dem Themen Flucht auseinanderzusetzen. Die TeilnehmerInnen hatten die Möglichkeit sich über das Thema Flucht auszutauschen.en. Der aus Somalia geflüchtete Jugendliche Abdirahman stand den Kindern im Laufe des Workshops zum Thema Flucht Rede und Antwort.
Die Kinder und Jugendlichen sollten den Planungs- und Produktionsprozess selbst gestalten. Sie hatten die Inhalte zu dem (vorgegebenen) Thema eigenständig festgelegt, recherchiert und medial aufgearbeitet. Dabei war es uns wichtig, dass die TeilnehmerInnen ihre eigenen Ideen umgesetzt haben. Es ging uns dabei einerseits um die Förderung der Medienkompetenz und andererseits sich intensiv mit dem Thema Flucht zu beschäftigen.
Beschreibung des Projektverlaufs
Zu Beginn der Ferienwoche haben wir die TeilmehmerInnen nach ihren Beweggründen zur Teilnahme an dem Workshop befragt. Ein Teil der Kinder kam aus Interesse an dem Thema „Flucht“ der andere Teil wurde mehr durch das Thema „Medienarbeit“ angesprochen. In einer Gesprächsrunde tauschten wir uns über das Thema Flucht aus. Was haben die Kinder und Jugendlichen bereits über ihren Freundeskreis, Elternhaus, Schule, Fernsehen, Internet mitbekommen? Das Besprochene wurde in Stichpunkten festgehalten und anschließend Fragen dazu formuliert.
Die entstandenen Fragen wurden danach durch Abdirahman beantwortet. Im Anschluss stellten wir den Kinder noch die Möglichkeiten (Trickfilm, Real- Dokumentarfilm oder Hörspiel) der medialen Umsetzung vor. Die TeilnehmerInnen entschieden sich für eine Kombination aus Interview und Animationsfilm und Erklärvideos.
Bevor die eigentliche Produktion begann haben unsere Peerteamer die Technik (Kamera, Tonaufnahme, Musikprogramme, Greenboxtechnik etc.) vorgestellt und erklärt. Da bei diesem Projekten auch vereinzelt Bildmaterial aus dem Internet zum Einsatz kam haben wir die TeilnehmerInnen ausführlich auf Copyright-Bestimmungen hingewiesen. Da die DVD nur für den privaten Gebrauch bestimmt ist haben wir die Nutzung zugelassen.
Ein Teil der Kinder entwickelte nun die Form des Erklärvideos. Hierzu wurden die Zahlen und Fakten recherchiert und die Aussagen von Abdirahman mit aufgenommen. Die Bilder dazu wurden, für die Verwendung in der Trickbox, von den Kindern gezeichnet, gemalt und ausgeschnitten. Die Bilder haben die Kinder in unserer Trickbox mit der Greenscreen-Technik animiert und in den Film eingebaut und schließlich vertont.
Die zweite Gruppe plante zu Beginn das Interview mit Abdirahman. Der junge Geflüchtete erzählte sehr persönlich die Geschichte seiner Flucht. Ein Teil zeigt, in Form einer Animation, seinen langen Weg von Somalia nach Deutschland.
Die dritte Gruppe erarbeitete die Titel- und Hintergrundgrafiken für den Film, die Grafik für die DVD und fotografierte während des Workshop für die Diashow. Ab Dienstag wurde dann parallel in drei Gruppen gearbeitet. Für alle Kinder bestand die Möglichkeit innerhalb der Gruppen zu wechseln, um so auch die unterschiedlichen Bereiche kennenzulernen.
Exavian, einer der Teilnehmer entschloss sich, in Absprache mit der Gruppe, eine eigene Geschichte (Samy’s Flucht) zu schreiben. In einer ruhigen Ecke schrieb er die Geschichte alleine und stellte sie in der Abschlussrunde den anderen Jugendlichen vor. Unterstützung bei der Umsetzung erhielt er von einer Peerteamerin. Den Großteil der Bilder malte er selbst und colorierte sie am Computer. Ergänzend suchte er sich Bilder aus einem Clipartbuch aus. Das so entstandene Bildmaterial animierte er mit Adobe Premiere. Am Ende vertonte er seinen Film.
Konnten alle Projektinhalte umgesetzt werden
Wir wollten den Teilnehmern bewusst machen, dass nur in einem Team gemeinsam ihre Ideen umgesetzt werden können. Die Kinder haben viele Ideen eingebracht und umgesetzt.
Wie wurden die Kinder/Jugendlichen eingebunden
Da die Inhalte und die Umsetztung des Themas von den TeilnehmerInnen selbst geplant wurden, haben die Kinder und Jugendliche alle Schritte der Produktion eigenständig durchgegührt. Unterstützt wurden sie dabei von zwei PeerteamerInnen. Es handelt sich hierbei um zwei ehemalige TeilnehmerInnen die nun ihr Wissen weitergeben, und in ihrer Erfahrungswelt nah an den Kindern und Jugendlichen sind. Dadurch entsteht eine große Nähe und Vertrautheit, die dem Lernprozess zugute kommt. Gleichzeitig erhalten die Peers aber auch zusätzliche Kompetenzen wie z.B. das Anleiten einer Gruppe. Durch die ständige Qualifizierung von Jugendlichen aus vorangegangenen Workshops als PeerteamerInnen und Honorarkräfte für Workshop- und Gruppenangebote kann der steigenden Nachfrage nach medienpädagogischen Angeboten entsprochen werden.
Welche Aufgaben wurden von den Kindern/Jugendlichen wahrgenommen
Alle für diese DVD notwendigen Arbeitsschritte haben die Kinder unter Anleitung der Peers selbst durchgeführt:
• Befragung des Imkers und Umsetzung der Ergebnisse
• Interview für den Magazinbeitrag vorbereiten, filmen und schneiden
• Texte für die Studiomoderation erstellen, Moderation aufnehmen und schneiden
• Musik auswählen, Grafiken malen und Dialoge schreiben
und einsprechen
• Für den Trickfilm Figuren malen, animieren, Schnitt und Nachvertonung
• Gestaltung der Hülle und Herstellung der DVD
• Fotografieren für die Diasho
Bewertung des Projektverlaufs
Bei diesem Projekt sollten die Kinder und Jugendliche die Möglichkeit erhalten, technische Medien zur Gestaltung eigener Ideen zu verwenden. Auf diesem Wege konnten sie die bloße Rezipientenrolle verlassen und selbst aktiv gestaltent tätig werden. Besprochen wurden im Verlauf des Projektes Themen wie Copyright bei Material aus dem Internet, Manipulationsmöglichkeiten von Medien bedingt durch den Einsatz der digitalen Bild- und Musikbearbeitung oder der verantwortungsvolle Umgang mit Informationen. Dadurch, dass die Kinder selbst zu Produzenten wurden, erlebten sie spürbar die Macht der Medien bei der eigenen kreativen Umsetzung ihrer Ideen. Darüber hinaus können eigene Produktionen soziale Verhaltensweisen stärken und zu einer ästhetischen Sensibilisierung sowie zu einem angemessenen Anspruchsniveau gegenüber Medienangeboten führen. Die Diashow gibt einen guten Eindruck über den gesamten Projektverlauf. In unseren Medienprojekten stellen wir immer wieder fest, dass bei Kindern und Jugendlichen, wenn sie mit Spaß an ein Thema herangehen, die Lernbereitschaft sehr groß ist. Die Praktische Arbeit erlaubte den Kindern, nicht nur wichtige handwerkliche Erfahrungen und Erfolge bei der Arbeit mit verschiedenen Medientypen zu sammeln, es bot auch hervorragende Möglichkeiten für inhaltliche Arbeit und Sensibilisierung für das Thema Natur. Und nicht zuletzt stand am Ende die Freude, als das Produkt den Eltern und FreundInnen präsentiert wurde und die ZuschauerInnen begeistert Applaus spendeten.
Medienprojekte gehören zu unseren Kernaufgaben und werden jedes Jahr durchgeführt. Geplant ist u.a. ein Videoprojekt mit unbegleiteten jungen Flüchtlingen.
Ottmar Schick, Alexander Sommer